Portraits

„Du gehörst nach vorn!“


Der Brasilianer Oliver Michaelis ist Barchef im Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg


Es ist eine schöne Geschichte, die uns der 1990 in São Paulo geborene Oliver Michaelis erzählte. Eines Tages, als er noch in einer Münchner Bar beschäftigt war, setzte sich eine zerknirscht und vom Leben enttäuschte Dame mittleren Alters an seine Bar und bestellte einen Drink mit den Worten: „Ich möchte den Tag vergessen. Make me forget!“ Oliver nahm sich der Bitte an und mixte seinem bedrückten Gast einen Drink, der es in sich hatte. „Es war einer meiner selbst kreierten Cocktails, der auch bei einem hartgesottenen Barkeeper seine Spuren hinterlässt. Sie wollte unbedingt etwas Kraftvolles, einen Drink, der in den Kopf steigt. Der hat sie zwar nach dem dritten Glas fast aus den Schuhen gehauen, so dass ihr selbst der Gang zum Taxi schwer fiel, aber er hat sie auch den Tag und ihre Enttäuschung kurzfristig vergessen lassen. Seit diesem Abend kam sie jeden Freitag zu mir in die Bar und bestellte immer wieder diesen einen Drink. Allerdings nur noch ein Glas. Seitdem nenne ich ihn ‚Make me forget‘, doch vergessen habe ich diese wegweisende Anekdote bis heute nicht.“


Von Bayern über die Alpen nach Brasilien In jungen Jahren zog seine Familie nach Bayern, wo Oliver in Amberg und später in Regensburg die Mittlere Reife absolvierte. Im österreichischen Bischofshofen schloss er eine Ausbildung zum Hotelkaufmann mit Schwerpunkt Koch ab, danach erwarb er in Zürich den Titel als Diplom-Betriebswirt für Hotel und Restaurant – die höchste Ausbildungsstufe in der Gastronomie. 


Bayern konnte Oliver nie vergessen, und so zog es ihn für ein Jahr als stellvertretender Leiter eines bekannten Restaurants erst nach München, danach noch eine kurze Zeit nach Stuttgart. „Doch eigentlich war mir zu dieser Zeit schon bewusst, dass ich wieder nach Südamerika möchte. Ich ging zurück in den Nordosten Brasiliens und arbeitete dort nachts hinter der Bar eines Clubs und tagsüber als Surflehrer ─ meine zweite große Leidenschaft.“ Doch so unvergesslich schön diese Zeit war, so anstrengend war sie auch. Zwei Jahre später wechselte er erneut an die Isar. Über einen befreundeten Barmann kam er auf den Geschmack von High-Class-Drinks und nahm kurz darauf einen Job als Barkeeper in einer bekannten Münchner Bar an. „Dort konnte ich kreativ sein, meine eigenen Kompositionen ausprobieren. Die Ausbildung als Koch hat mir dabei sehr geholfen.“ Schon damals hatte seine Mutter ihm gesagt, er gehöre nicht in die Küche, sondern nach vorn. Dort, wo die Menschen sind und unterhalten werden möchten. Sie sollte Recht behalten.


Über 300 verschiedene Drinks im Kopf

Was ist das Besondere an diesem Beruf? „Neue Drinks kreieren, individuell auf jeden Gast eingehen, die Möglichkeit der freien Entfaltung, die Freude, wenn meine Drinks schmecken“, sprudelt es aus Oliver heraus, „und ein bisschen auch, dass man als Barkeeper eben vorne steht und laufend Kontakt mit seinen Gästen hat. Dieses ganze Paket macht den Beruf für mich so attraktiv.“ Und wie viele Drinks kann er so aus dem Ärmel schütteln? „So um die 300 Drinks habe ich schon im Kopf. Wenn ich die noch abwandle, sind es einige mehr.“


Barchef im Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg

Da Angebot, als Barchef zum Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg zu wechseln, war verlockend. „Das Hotel ist inhabergeführt, hat trotz seiner Professionalität einen spürbar familiären Charakter. Und die im englischen Stil mit offenem Kamin gehaltene Hemingway Bar ist ein Traum für jeden Barkeeper: Schwere Ledersessel, Kronleuchter, die ausgezeichnete Sortierung der Bar inklusive der größten Rumsammlung in Süddeutschland, dazu viermal pro Woche Livemusik am Piano ─ welcher Barkeeper kann dazu schon nein sagen. Ich jedenfalls bin froh, heute hier stehen zu dürfen.“

Die Besucher der Hemingway Bar sind neben Hotelgästen vor allem Einwohner Starnbergs und des ganzen Landkreises. Auch Münchner machen sich gerne auf den Weg, um moderne Drinks, Cocktailklassiker, leckeres Barfood und natürlich Olivers neueste Kreationen zu testen. Die Bar- und Rum-Karte sucht in der Umgebung ihresgleichen.


Die neue Barkarte als Anspruch und Maßstab

„Was mir besonders gefällt“, so Oliver Michaelis, „ist das große Vertrauen der Hotelleitung. Seit Monaten arbeite ich an einer neuen Barkarte. Neue Drinks, neue Cocktails, neue Shakes. Jünger, frischer, individueller. Ein riesiges Projekt für einen Barmann. Wir alle freuen uns schon auf den Moment, an dem die Karte steht und wir unseren Gästen die ersten Neukompositionen anbieten können. Klassiker wie Whiskey, Gin Tonics oder Spirituosen plain wird es natürlich auch weiterhin geben.“ Die Hemingway Bar im Hotel Vier Jahreszeiten ist täglich von 9 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts geöffnet. Wer Oliver persönlich hinter seinem Bartresen erleben möchte, sollte ab Nachmittag vorbeischauen.



Der Stegbauer


Vier Flöße, Ramme und ein Motorboot


Der Zimmerermeister Florian Brennauer und seine acht Mitarbeiter erleben den Starnberger See wie wohl kein anderer von uns ─ nämlich Tag für Tag, im Frühling, Sommer und Herbst ebenso wie in den kalten Wintermonaten. Denn Florian hat sich mit seinem Handwerksbetrieb auf den Bau, die Wartung, Pflege und Instandhaltung von Stegen, ganzen Steganlagen und Bootshäusern spezialisiert. 


„Etwa 80% unseres Umsatzes erwirtschaften wir mit Seeeinbauten“, verrät er uns. „Das ist nicht nur ein spannender Job. Für mich gibt es eigentlich auch keinen besseren. Es ist wunderschön und faszinierend zugleich, jeden Tag am, im und oberhalb des Sees zu sein und ihn immer wieder neu erleben zu können. Mal sanft, ruhig und verschlafen, mal beschwingt und fröhlich, mal ernst, düstern, provozierend, grummelnd und schwarz wie die Nacht. Für uns alle im Team ist das, was wir machen, ein Traumberuf.“

Der 1979 in Haunshofen geborene Bauernsohn besuchte zunächst die Grundschule in Wielenbach und anschließend die Hauptschule in Weilheim. In der achten Klasse stand ein Betriebspraktikum auf dem Lehrplan, und so sah sich Florian den Beruf des Metallbauers, Mechanikers und Zimmerers an. Der Beruf des Zimmerers begeisterte ihn am meisten, seine Entscheidung war schnell getroffen. „Meine Eltern führten den Hof anfänglich noch als Vollerwerbshof, aber auch mein Vater musste ihn später ─ wie viele andere Bauern aus der Region ─ auf Nebenerwerb umstellen. Auch ich hätte ihn vielleicht so weitergeführt, doch wie das Leben so spielt, ist es dann eben anders gekommen“, erinnert sich Florian Brennauer noch gut. Seine Ausbildung zum Gesellen absolvierte er in einer alteingesessenen Tutzinger Zimmerei, besuchte dann die Fachschule für Bautechnik in München, die er als staatlich geprüfter Bautechniker und mit der Meisterprüfung als Zimmerer abschloss. Seiner alten Firma blieb er auch nach seiner Meisterprüfung ─ mit 3-jähriger Unterbrechung ─ über mehr als 15 Jahre treu. „Dieser Betrieb war damals schon auf Seeeinbauten spezialisiert, verfügte über das notwendige Equipment und hatte sehr viel Erfahrung. Mir hat die Arbeit am und im See irrsinnig viel Spaß gemacht.“ 


Der Weg in die Selbständigkeit

Mit reichlich Erfahrung versehen, wagte Florian dann 2012 den Sprung in die Selbständigkeit als Zimmerer. „Tiere hatten wir auf dem Hof zu diesem Zeitpunkt zwar nicht mehr, aber die ganzen Aufstallungen waren natürlich noch da. Wir mussten erst einmal alles raus reißen und den Stall komplett entkernen, und bei den Dimensionen war das schon eine mordsmäßige Arbeit, bis alles fertig war“, gibt Florian zu. Es folgten in den kommenden Jahren die üblichen Arbeiten eines Zimmereibetriebes, die Zahl der Mitarbeiter wuchs stetig an. Hier und da arbeitete er auch im Bereich Seeeinbauten mit seiner ehemaligen Zimmerei zusammen. Als diese dann 2018 aus Altersgründen des Inhabers aufhörte, konnte er nicht nur einige der erfahrenen Mitarbeiter, sondern auch die spezielle Gerätschaft für die Arbeiten im See und sogar bestehende Aufträge übernehmen.


Seeeinbauten werden streng kontrolliert

Der Starnberger See gehört dem Freistaat Bayern und auch das Seeufer gehört dazu. Das können 2,3 oder gar 20 Meter in das jeweilige Grundstück hinein sein. Der Großteil der Steganlagen und Bootshäuser befindet sich demnach auf dem Grund und Boden des Freistaates. Zuständig für Stege ist die Schlösser- und Seenverwaltung, bei Bootshäusern ist es das Landratsamt Starnberg. In jedem Fall sind Seeeinbauten sensible Gewerke, die zustimmungspflichtig sind. Neubauten ─ wo vorher nichts war ─ werden überhaupt nicht mehr genehmigt, es sei denn, es sind noch alte Fragmente eines ehemaligen Steges erkennbar. Von daher beschränken sich Seeeinbauten auf Reparatur-, Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten, je nach Umfang sind dann die Schlösser- und Seenverwaltung als Verpächter des Seegrundes oder das Landratsamt für die Genehmigung und Überprüfung von Arbeiten zuständig. „Seeeinbauten werden streng kontrolliert“, sagt Florian Brennauer. „Der Freistaat achtet sehr auf das Uferbild seiner Seen, und das ist auch gut so.“

Zu den Kunden der Zimmerei gehören Yachtclubs und private Grundstückseigentümer ─ wohlhabende und weniger wohlhabende Erben mit ganz normalen Berufen, Unternehmer, Manager, Fußballer und prominente Schauspieler. Quer Beet. „Doch Namen geben wir grundsätzlich nicht preis“, meint Florian Brennauer. „Eines haben sie aber alle gemeinsam: Die Liebe zum See und zu ihrem Steg.“


Seeeinbauten ─ eine harte Arbeit

Wer glaubt, Seeeinbauten wären eine leichte Sache, der irrt. Je nach Beschaffenheit des Seegrundes müssen Pfähle bis zu sechs Metern in den Boden gerammt werden. Bei kiesigem und steinigem Boden reichen 2 bis 3 Meter, bei schlammigem Untergrund kann es die doppelte Tiefe sein. „Die Besitzer der Grundstücke möchten ihre Stege und Bootshäuser natürlich gerne ab April und Mai voll nutzen können. Das bedeutet für uns, im Winter auch bei minus 12 Grad Lufttemperatur, 2 Grad Wassertemperatur, Eis, Schnee und starkem Ostwind zu arbeiten. Und das ist dann schon eine echte Herausforderung“, gesteht Florian. „Aber dafür werden wir auch entschädigt, denn die unterschiedlichen Stimmungen am See können atemberaubend sein und morgens um 6 Uhr immer mal wieder mit dem Motorboot zur Arbeitsstelle zu fahren ist alleine schon eine Sache für sich.“ 


Die Familie ─ ein wichtiger Halt

Dass er trotz seiner zum Teil extrem harten Arbeitsumstände immer gelassen und entspannt ist und sich auch Zeit für die Familie nimmt, freut seine Frau Anna, Mutter der beiden gemeinsamen Kinder und „meine bessere Hälfte“, gesteht Florian. „Die Familie ist mir sehr wichtig.“ Anna unterstützt ihren Mann im Neun-Mann-Betrieb in administrativen, organisatorischen und kaufmännischen Angelegenheiten. „Der Florian hat seinen Traumjob gefunden. Der See hat ihn immer schon fasziniert und heute ist er ihm so nahe wie kein anderer“, räumt sie freudig ein.


Schere, Hammer, Messer, Zange 


„Schuster, bleib bei deinem Leisten“, heißt es in einer alten Redewendung und bedeutet nichts anderes als sich auf die Dinge zu beschränken, mit denen man sich gut, sehr gut auskennt. Seit 1900 etwa gilt diese Redewendung als Leitspruch der Familie Stoll, deren Wurzeln im Allgäu liegen und die heute in der vierten Generation von Schuhmachermeister Stefan Stoll und seiner Frau Marion würdig vertreten wird.


„In den Jahren nach 1945 gab es noch 18 Schuhmacher in Starnberg, einer von ihnen war mein Großvater“, so Stefan Stoll. „Er hat das Handwerk und die Kunst des Schuhmachens von seinem Vater gelernt, der nach dem Krieg von Blumenried im Allgäu nach Starnberg übersiedelte und sein Wissen und seine Erfahrungen an den Sohn weiter gab“. Als in den 60er Jahren immer mehr Schuhfabriken mit seriell gefertigten Schuhen auf den Markt kamen, mussten ein Schuster nach dem anderen ihr Handwerk aufgeben oder stiegen in den Schuheinzelhandel ein. Die Familie Stoll allerdings ist ihrem Leitspruch treu geblieben. Ihr Schusterbetrieb konnte sich halten und ist heute der letzte seiner Art rund um den Starnberger See, vermutlich sogar im gesamten Fünfseenland. „Soweit ich weiß, gibt es nur noch mich“, meint Stefan Stoll, „der letzte Vertreter einer aussterbenden Spezies“, setzt er grinsend hinzu.

In seiner Werkstatt in der Zweigstraße 2 in Starnberg unterstützt ihn tagtäglich seine Frau Marion, eine gelernte Chemisch-technische Assistentin, die zuvor in einem Universitätslabor gearbeitet hat. Nachdem sich Stefan und Marion Stoll auf einer Feier in Starnberg kennengelernt und grenzenlos ineinander verliebt haben, ging es ganz schnell: Erst kamen zwei Kinder, dann die Hochzeit und unmittelbar darauf kam auch Marion Stoll auf den Schuh. Heute betreut sie die Kunden im Geschäft, kümmert sich um Büroarbeiten und Bestellungen und übernimmt fast alle Näharbeiten im Betrieb. „Mein Mann und mein Schwiegervater haben mir alles beigebracht, was es zu wissen gibt, jeden Handgriff und jedes Detail. Mir gefällt diese Arbeit bis heute, ich habe viel mit Menschen zu tun, mit meinen Händen, und jeden Tag warten neue Herausforderungen auf mich. Im Verkauf und am Schuh.“


Die richtig schweren und körperlich anstrengenden Arbeiten allerdings überlässt sie ihrem Mann. Dazu gehört auch die Arbeit an den Maschinen ─ Pressmaschinen, Schleifmaschinen und eine uralte Stanzmaschine – an der schon sein Großvater saß. Im Hause Stoll ist der Maschinenpark schon über 60 Jahre alt. „Früher“, so Stefan Stoll, „hat der Schuhmacher individuelle Schuhe angefertigt, eine mordsmäßige Arbeit, die viel Zeit in Anspruch genommen hat und jeder Menge Werkzeug bedarf. Heute beschränkt sich die Arbeit des Schusters mehr auf Reparaturen, auf den Austausch von Sohlen und Absätzen, auf das Flicken von Löchern im Leder oder auf Absatzkürzungen und Schuherweiterungen. Schuhe auf Maß fertigen wir schon lange nicht mehr. Aber anstrengend ist dieser Beruf nach wie vor.“ 

So hat sich auch das notwendige Handwerkszeug der Zeit angepasst. Lederschere und Hammer, Zange, Messer, Pinsel und Leim sind heute die wichtigsten Werkzeuge. Besonders scharf muss die Lederschere sein, denn das naturgegerbte, teils fingerdicke, heimische Rindsleder für die Besohlung wird noch mit der Hand geschnitten, bevor es aufgeleimt, verpresst, geschliffen und anpoliert wird. Kraft in den Händen muss man da schon haben. Aber nicht nur in den Händen. Im Schnitt steht Stefan Stoll jeden Tag zwölf Stunden in seiner Werkstatt gleich hinter dem Laden, nicht selten bis zu acht Stunden davon an den Schleifmaschinen. Dreck, Staub und Lärm, Werkmaterial, Leder sowie Unmengen an noch unfertigen wie fertigen Schuhen jeder Art bilden ein geordnetes Chaos auf nur wenigen Quadratmetern. „Das ist unsere Welt, die meiner Frau und mir gefällt“, sagt Stefan Stoll. „Etwas anderes könnten wir uns nicht mehr vorstellen.“ Und vor die Wahl gestellt, würden sich beide wieder für ihren Beruf entscheiden.


Die zahlreichen Kunden wissen die Freude der Stoll´s an ihrem Beruf zu schätzen. Viele von ihnen sind treue Stammkunden, sie kommen aus der ganzen Region, manche sogar aus dem Süden Münchens. Qualität spricht sich eben rum. Hier und da kommt auch Vater Stoll noch in die Werkstatt. Ist er stolz auf seinen Sohn, dass er die Tradition pflegt und weiter führt? „Das taugt dem“, so Stefan Stoll mit einem breiten Lächeln im Gesicht. 

Ein Lächeln vor Freude zeigt sich auch, wenn er vom Werkstattstress abschalten muss. Dann spielt er Eishockey, fährt zum Kitesurfen gerne an den Gardasee oder arbeitet mal wieder ─ dafür allerdings im Wald. In seinem eigenen Wald. „Von meinen Großeltern haben wir ein kleines Waldstück geerbt, ganz in der Nähe von Starnberg. Das muss laufend gehegt und gepflegt werden, außerdem entnehmen wir ihm unseren gesamten privaten Bedarf an Brennholz. Arbeit, und wie, aber auch schön und sehr ausgleichend.“ Er genießt diese Stunden im Wald, bei Wind und Wetter, im Sommer wie im Winter.


Doch mit Stefan und Marion Stoll endet die Geschichte der Familie als Schuhmacher nicht irgendwann und läuft aus, sie bekommt nur eine andere Wendung. Die fünfte Generation rückt nämlich nach. Sohn Florian steht vor seiner Meisterprüfung als Orthopädietechniker, Tochter Jule absolviert gerade ihre Ausbildung zur Orthopädietechnikmechanikerin. Ob wir uns auch in 20 Jahren noch an seiner Leidenschaft zum Schuh und seinem prallvollen Werkstattchaos erfreuen können? „Vielleicht bin ich ja wirklich der letzte klassische Schuster in der Region, aber mit meinen Kindern werden wir als Familie auch in Zukunft unserem Leitspruch treu bleiben: „Stoll, bleib bei deinem Schuh“.


Schad`, dass er nicht weiter macht


Landrat Karl Roth


Fragt man Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Landratsamtes Starnberg wie sie dazu stehen, dass ihr oberster Chef, Landrat Karl Roth, für eine dritte Kandidatur nicht mehr zur Verfügung stehen möchte, kommt fast immer diese eine Antwort: „Schad, dass er nicht mehr weiter macht“. Nach 24 Jahren Politik auf Gemeinde- und Kreisebene und einer 70-80 Stundenwoche kann man das aber durchaus verstehen, auch wenn ihm seine Entscheidung nicht leicht gefallen ist.


Der 1954 in Neuhütten, einem ehemaligen Köhlerdorf geborene Karl wuchs als Ältester von drei Geschwistern mitten im Bayerischen Spessart auf, „eine relativ dunkle, von riesigen Eichen- und Buchenwäldern durchzogene Landschaft“, erinnert er sich noch gut an die ersten Kindheitseindrücke dieser Gegend. Neuhütten hatte zu dieser Zeit keine 900 Einwohner, und so musste der junge Karl jeden Tag zur 30 km entfernten Staatlichen Realschule nach Gemünden fahren, „1 ½ Stunden hin, 1 ½ Stunden wieder zurück. Ich musste immer um 6.30 Uhr los, bei Wind und Wetter, und war in der Regel nicht vor 14.30 Uhr wieder zu Hause.“ 


Polizist – sein langgehegter Jugendtraum

Nach seinem Realschulabschluss stellt sich die Frage, welchen Ausbildungs- und Berufsweg er nun einschlagen wolle. „Diese Frage stellte sich aber eigentlich nur meinen Eltern. Meine Mutter sah mich eher als künftigen Finanzbeamten, mein Vater hingegen legte mir eine Lehre als Modellschreiner ans Herz. Ich allerdings wollte entweder Detektiv oder Polizist werden, das war schon immer ein langgehegter Traum von mir“, gibt Karl Roth zu. Es folgten Jahre der Polizeiausbildung im Fränkischen, unter anderem in Nürnberg und Hammelburg, bis er dann 1972 als 17-Jähriger nach München zur Olympiade abgeordnet wurde. „Es gibt also doch noch ein Leben außerhalb des Spessart und des Fränkischen, sagte ich mir damals. Ich war froh, aus der Enge heraus zu kommen“, gibt Karl Roth zu. 1974 wurde er zur Polizeiinspektion Starnberg versetzt und der Polizeistation Herrsching zugeteilt. Sieben Jahre später besuchte er die Polizeifachhochschule in Fürstenfeldbruch und avancierte Mitte der 80er Jahre zum Kriminalhauptkommissar. Der Polizist war jetzt ein Kripomann. Doch die Kriminalpolizei hatte keine freie Stelle zu vergeben, und so zog er seine Polizeiuniform erst einmal wieder an, ging zunächst nach Starnberg zurück und kurze Zeit später nach Herrsching. Drei Jahre später klappte es dann mit einer Stelle bei der Kripo Fürstenfeldbruck.


Kripo und Jugendwart im Fußballverein Andechs

 „Da folgte dann der klassische Weg“, so Roth. „Angefangen habe ich bei der Spurensicherung, da lernt man die Basics. Dann wechselte ich zum Branddezernat, was nicht so meine Sache war, später dann wurde ich zuständig für Tötungsdelikte und Sexualdelikte. Bei der Sitte habe ich die meisten Jahre verbracht, eine zuweilen harte und schwere Zeit. Bei den Missbrauchsfällen musste man viel ertragen und auch wegstecken können“. Umgezogen ist Karl Roth in diesen Jahren viel. Erst hat er in Steinebach gewohnt, dann in Breitbrunn, Pähl und Herrsching. Seit 1978 wohnt er in Andechs. Schon während seiner Steinebacher Zeit hatte Karl Kontakt zur Gemeinde Andechs. „Ich wohnte in Steinebach mit einem Kumpel in einer WG und wir beide spielten liebend gerne Fußball. Wir suchten einen Fußballverein, der aber bitte schön mit vernünftigen Duschen ausgestattet sein sollte. In Andechs wurde gerade ein neues Vereinshaus gebaut. So haben wir dann in Andechs im Verein gespielt, einige Zeit später habe ich dann auch eine Wohnung im Klosterort gefunden und mich von da an als Jugendleiter ehrenamtlich um den Nachwuchs gekümmert“, erzählt Landrat Roth.


Bürgermeister von Andechs

Auf den sportlichen, gut trainierten und parteilosen Vereinsfußballer Roth, der sich um die Jugendmannschaften kümmert, betreut, organisiert und was bewegt, ist dann eines Tages die CSU zugekommen. Andechs suchte einen Bürgermeister, Karl Roth rückte ins Visier. „Ich hatte damals keine Ahnung, was so ein Bürgermeister alles machen und können muss“, gesteht er. „So habe ich mich dann erst einmal schlau gemacht und einer Kandidatur dann auch zugestimmt“, verrät er. In der Stichwahl wurde er zum Bürgermeister von Andechs gewählt, der Beginn seiner Karriere als Kommunalpolitiker und später auch das Ende seiner Zeit bei der Kripo. „In den ersten sechs Jahren als ehrenamtlicher Bürgermeister von Andechs habe ich die Hälfte meiner Zeit noch in Fürstenfeldbruck bei der Kripo gearbeitet. Die andere Hälfte meiner Zeit stand der Gemeinde zur Verfügung. Das änderte sich erst in der zweiten Periode meiner Amtszeit als Bürgermeister. Andechs hatte inzwischen über 3.000 Einwohner und damit war der Weg zum hauptamtlichen Bürgermeister geebnet. Der ehemalige „Herzblutpolizist“ war damit Berufspolitiker und wurde gleichzeitig in den Kreistag, zum Vorsitzenden des Tourismusverbandes und zum stellvertretenden Landrat gewählt. „Ohne konkretes Geschäftsfeld aber, als stellvertretender Landrat ist man in Bayern im Prinzip eher ein Abwesenheitsvertreter“, erläutert er. 


Der Landrat Karl Roth

Sechs Jahre später wurde Karl Roth zum Landrat gewählt. Doch welche persönlichen Eigenschaften sollte man für ein solches Amt mitbringen? „In erster Linie muss man mit Menschen umgehen können, mit Menschen jeder Couleur. Offenheit und die Fähigkeit, zuhören zu können, gehören ebenso dazu wie ein gutes Zeitmanagement. Dieses Amt kann man nur ausüben, wenn man gerne unterwegs ist, Empathie und eine gewisse Führungsstärke besitzt, verbindend sowie kompromissfähig ist und im Team spielen kann. Zugegeben, auch eine gehörige Portion Leidensfähigkeit gehört dazu, man muss auch einstecken können“, so der Landrat. 

Als Landrat ist Karl Roth Staatsbeamter, Landkreisbeamter, Politiker und Chef einer Behörde mit inzwischen über 550 Mitarbeitern. Mit dabei sind auch Mitarbeiter des Staates, die interimsweise dem Landratsamt zugewiesen werden. Er muss nicht nur seine Mitarbeiter, er muss auch die Gemeinden gut handeln können und zur gesetzgebenden Ebene hin gut vernetzt sein. „Die Einflussnahme auf die Gesetzgebung, die den Landkreis betrifft, ist sehr wichtig. Die Gesetze werden oben gemacht, sollen aber an der Basis umgesetzt werden. Das ist nicht immer einfach und auch nicht immer im Interesse des Landkreises und der Gemeinden. Als Landrat ist man da Vermittler zwischen Staat/Gesetzgeber und dem Bürger und es gilt, den Ermessensspielraum, den die Bundes- und Landesgesetze bieten, optimal im Sinne der Bürger auszuschöpfen“, erläutert Karl Roth.

Zweimal Bürgermeister und zweimal Landrat, eine 70-80 Stundenwoche und vier bis fünf Abende unterwegs zu Veranstaltungen und Spätterminen fordern ihren Tribut. Nicht selten kommen der halbe Samstag und der halbe Sonntag noch hinzu. Was treibt ihn an? „Es ist ein anstrengender Job im öffentlichen Raum, keine Frage. Aber auch sehr befriedigend. Man kann bewegen, gestalten, Probleme lösen, erntet Anerkennung, Wertschätzung und viel Zuspruch. Aber ohne diese positiven Resonanzen könnte ich das nicht“, gesteht Roth.


Der Landkreis Starnberg steht gut da

Was hat sich seit seiner Amtsübernahme im Landkreis verändert? „Zunächst einmal hat sich der Öffentliche Nahverkehr sehr positiv entwickelt. Mehr Busse, mehr Linien, mehr Verbindungen. Auch Bildungseinrichtungen haben wir heute mehr. Windanlagen und Photovoltaiganlagen sind hinzugekommen, der Markenprozess StarnbergAmmersee ist initiiert worden, auch wenn er noch nicht so richtig durchgreift, die Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis hat sich drastisch erhöht, ein- und ausfahrende Pendler haben sich angeglichen, weil wesentlich mehr Arbeitsplätze geschaffen worden sind. Die Natur um uns herum aber hat trotz dieser positiven Entwicklungen ihre schützenswerte, natürliche Architektur behalten und die Ortschaften sind nach wie vor typische Ortschaften. Der Landkreis Starnberg gehört unter den 412 bundesweiten Landkreisen zu den oberen zehn, was Lebensqualität, Einkommen, Bildung, Soziales, Steuerkraft und viele weitere Kriterien betrifft. Bei den Rankings liegen wir immer ganz weit oben. Und was die Steuerkraft in Bayern anbelangt liegen wir sogar auf Platz 3. Der Landkreis ist dynamisch, innovativ, solide, schön und gut ausbalanciert“, berichtet Amtschef Roth. „Mehr kann man sich kaum wünschen.“ Und dass es so bleibt, wünscht er sich auch, wenn er am 30. April 2020 definitiv aufhört.


Endlich wieder spontan sein können

Und dann, Herr Roth? „Am meisten freue ich mich, endlich wieder Zeit zu haben für meine Familie und meine Frau, ohne die mein zeitraubendes Leben als Politiker nicht möglich gewesen wäre. Und ich freue mich darauf, ganz spontan sein zu können, mit meinen Enkelkindern zu spielen, um den Ammersee zu radeln, zu lesen, zu wandern und Cabrio zu fahren. Und zwar wann ich es will“, gesteht er mit seinem typisch freudigen Lächeln im Gesicht.




Hochzeit mit Emily


Stilvolle Oldtimer für den großen Tag der Liebe

 

 „Emily“ ─ sie ist die berühmteste Kühlerfigur in der Geschichte des Automobils. Seit über einhundert Jahren ziert sie jeden Rolls-Royce und ist zu einer lebenden Legende geworden. Für Hochzeitspaare, die den schönsten Tag ihres Lebens außergewöhnlich stilvoll zelebrieren möchten, bietet Raphael Suder aus Frieding seinen Rolls-Royce 25/30 Wingham Cabriolet, Baujahr 1936, und sich selbst als perfekt gekleideten Chauffeur an. Ein wahrhaft aristokratischer Auftritt ist garantiert.


„Neben dem perfekt restaurierten und überaus fahrtüchtigen Rolls-Royce haben wir zwar noch drei weitere Oldtimer verfügbar ─ einen Ford A von 1930, einen Riley Adelphi Salon von 1935 und einen Jaguar XK 140 aus dem Jahr 1956 ─ aber unser prachtvoller Rolls-Royce steht bei Hochzeitpaaren schon sehr hoch im Kurs. Den lieben sie besonders“, erklärt Raphael Suder, der sich stets höchstpersönlich hinter das Lenkrad setzt und seine Gäste am schönsten Tag ihres Lebens chauffiert.


Von der Musik zum Film

Dabei verlief sein Leben zunächst ganz anders, bevor ihn die Leidenschaft packte und er damit begann, Pretiosen der Autogeschichte zu sammeln und für besondere Anlässe zu vermieten. Der in Wartaweil am Ammersee geborene und in München-Bogenhausen aufgewachsene, technisch begabte Eisenbahn-Enthusiast Raphael studierte anfänglich Kirchenmusik in Bayreuth, studierte dann aber Fagott an der Musikhochschule in München. 25 Jahre war er anschließend als Solofagottist in einem Münchner Symphonieorchester tätig. Wenn auch die Musik seine große Leidenschaft war, so blieb dennoch genügend Platz und Zeit, um nebenher zu fotografieren und zu filmen. Ein Hobby, das Jahre später seinem Leben eine entscheidende Wende geben sollte. „Ich bin in den 1990ern aus Spaß an der Sache in die damalige DDR gereist und habe, erst einmal nur für mich, einen Film über eine dieser schönen Schmalspurbahnstrecken gedreht. Regie, Kamera, Schnitt und Off-Sprecher alles in einer Person“, erinnert sich Raphael Suder noch gut. „Einem bekannten Eisenbahnfachbuchhändler habe ich dann um seine Meinung über mein Erstlingswerk gebeten. Tage später fiel ich aus allen Wolken, denn er war so fasziniert von dem Film, dass er ihn als Verleger in den Verkauf brachte.“


Dokumentarfilme über das Thema Eisenbahn

Es folgten noch viele weitere Filme zum Thema Eisenbahn, „an freien Tagen und in meinen Ferien war ich unterwegs mit Stativ und Kamera“, so Raphael Suder. Doch 2002 setzte er seinem Leben als Berufsmusiker ein Ende und konzentrierte sich von da an nur noch auf Dokumentarfilme über Eisenbahnen und Eisenbahnstrecken. „Die Verlage und das Fernsehen bekamen von mir das fertige Masterband, brauchten also nur noch Kopien ziehen, oder die Filme zu senden. Gut für sie, gut für mich. Und da ich viele der Verlage ja schon aus meiner semiprofessionellen Zeit kannte, verlief mein beruflicher Umschwung vom Musiker zum Filmemacher völlig problemlos“, meint Raphael. „Als die Rechte meiner ersten 5 Filme wieder frei wurden, konnte ich sie ohne großen Neuaufwand erneut verkaufen und freute mich natürlich über den plötzlichen Geldsegen, der über mich herein brach“, erzählt Raphael, der noch heute Dokumentarfilme dreht.


Sein erster Oldtimer

So erfüllte sich Raphael Suder ─ finanziell überraschend gut gepolstert ─  einen Traum und erwarb 2012 seinen ersten Oldtimer, einen Ford A, Baujahr 1930. „Diese robuste, substantiell gut erhaltene Schönheit habe ich mir aus reinem Spaß an der Sache gekauft, nach reiflicher, monatelanger Überlegung. Von Oldtimern hatte ich keinen blassen Schimmer, aber dieser Wagen hat mir fast schon ein sinnliches Vergnügen bereitet ─ echtes Holz, schönes Leder, robuster Stahl, viel Chrom, kein Plastik. Ein lebendiges Auto, selbstbestimmt und reinster Genuss“, schwärmt der Oldtimerfan.

Über Kontakte zu Oldtimerwerkstätten und –sammlern vertiefte er sich mehr und mehr in die Szene, seine Leidenschaft ließ ihn dem Ford fahre ich zum Beispiel gerne in den Urlaub, aber auch auf den Wertstoffhof“, gesteht Raphael. Ein modernes Auto steht nur für das Winterhalbjahr zur Verfügung.


Die Hürden der Bürokratie

Dass er seine Kostbarkeiten vermietet, war erst einmal gar nicht vorgesehen. „Freunde fuhren höllisch gerne bei mir mit, es bereitete ihnen ein großes Vergnügen. Und wenn wir gemächlich über die kleinen Landstraßen fuhren und vor Cafés und Biergärten hielten, lächelten uns viele Menschen an, haben uns sogar zugewunken während der Fahrt. So kam ich auf die Idee, auch zu vermieten“, berichtet er, „die behördlichen nicht mehr los. Auf den Ford A folgten ein Riley Adephi Salon, dann ein Jaguar XK 140 und zuletzt das bildschöne, aristokratisch anmutende Rolls-Royce Cabriolet. „Allesamt sind fahrbereit. Es ist keineswegs so, dass ich sie nur vermiete. Ich nutze sie jeden Tag für meine eigenen Zwecke. Mit Auflagen und Bestimmungen aber waren extrem streng, hoch und manchmal auch nicht sonderlich plausibel.“ Es hat ihn Zeit und Nerven gekostet, bis er Grünes Licht von der Gemeinde, dem Landratsamt und weiteren Stellen erhielt. Mit der bestandenen Prüfung zum Taximietwagenunternehmer vor der IHK stand dann der Vermietung nichts mehr im Wege. „Heute könnte ich sogar im Ernstfall Geburtshilfe leisten, sollte die Braut noch vor der Hochzeit in einem meiner Wagen niederkommen“, verrät uns Raphael mit breitem Grinsen im Gesicht. Ein Service dieser Art ist aber wohl eher nur theoretisch denkbar. Viel lieber nutzen Gäste seinen traditionell-historischen, köstlich gefüllten Picknickkorb und sein Koffergrammophon. Während einer Ausfahrt Halt einzulegen, sich samt Picknickkorb und Grammophon auf eine Wiese zu setzen, Musik aus den 20ern zu hören und dabei dann noch auf den See zu blicken….auch als Geburtstagsgeschenk werden seine Oldtimertouren über „ammersee-nostagie-fahrten.de“ gerne gebucht.


„Ich habe immer ein autonomes, selbständiges und nachhaltiges Leben geführt, echt, pur und lebendig. Und so ist auch jeder meiner Oldies. Wir haben also viele Gemeinsamkeiten“ gibt Raphael Suder abschließend zu.

 



Ziemlich beste Freundinnen

 

Claudia Bader und ihre Tochter Katharina – ein untrennbares Gespann fürs Leben

 

Wer das Büro der „Bader-Sisters“ am Starnberger Kirchplatz betritt, auch wenn sie keine Sisters sind, verspürt zu allererst eines ─ Harmonie und perfekten Einklang. Auch wenn natürlich zwischen Mutter Claudia Bader und ihrer Tochter Katharina ein paar Jahre liegen, so wirken sie doch wie Schwestern, wie gute Freundinnen und wie vertraute Partner, die gemeinsam und geschlossen durch die Höhen und Tiefen des Lebens gehen. „So ist es auch“, gesteht Mutter Claudia, „irgendwie sind wir untrennbar miteinander verbunden. Und zwar in nahezu jeder Hinsicht, könnte man sagen.“ Das bestätigt Tochter Katharina ohne Umschweife und gesteht: „Meine Mutter und ich sind schon ein seltenes Gespann, da passt kaum ein Blatt dazwischen.“


Von Hameln nach Starnberg

Anfang der 60er Jahre ist Claudia mit ihren Eltern von Hameln im Weserbergland nach Starnberg gezogen, wo ihre Eltern einen Briefmarken-Großhandel und später ein Mode- und Trachtengeschäft eröffnet haben. Sie haben sich immer schon für Oberbayern und den Starnberger See begeistern können. So wurde Starnberg das neue Zuhause der jungen Familie, Claudia wuchs hier auf und besuchte das Starnberger Gymnasium. „Ich ging in unserem Geschäft damals ein und aus, es war schon fast für mich wie ein zweites Wohnzimmer. Meiner Mutter habe ich viel geholfen, wir waren auch eng miteinander verbunden und ich habe sie stets bewundert, mit wie viel Freundlichkeit, Nachsicht, Eloquenz, Fleiß und Erfolg sie das Geschäft zusammen mit meinem Vater führte“, so Claudia Bader. „Und dennoch immer Zeit, Liebe und Verständnis sowie ein offenes Ohr für mich und meine ganz persönlichen Belange hatte. Das hat mir sehr imponiert und hat mich sicherlich auch geformt.“


 

Gründung der eigenen Firma

Auch nach ihrer Schulzeit und der Hochzeit mit einem Starnberger Metzgerei Großhändler hat sie in dem Geschäft ihrer Mutter, das ein Dreh- und Angelpunkt der Kreisstadt war, gearbeitet. Oft haben dabei die Kunden über Immobilien gesprochen und damit eher unbewusst Claudia Baders Begeisterung für diese Branche geweckt. Mit dem frühen Tod der Mutter konfrontiert musste sie sich aber entscheiden, das Geschäft weiter zu führen oder ihrer Begeisterung für Immobilien zu folgen ─ hier und da hatte sie schon die eine und andere Immobilie erfolgreich vermittelt. Sie entschied sich für Letzteres und gründete am 1. Januar 1990 ihre eigene Firma – Claudia BADER Immobilien. Tochter Katharina war damals drei, und von nun an auch fast immer dabei. Und waren die Anfangsjahre schwer? „Nein, nicht sonderlich“, gesteht sie. „Aus dem Geschäft heraus hatte ich schon viele Kontakte, kannte jede Menge Leute, und mein Mann natürlich auch. Außerdem gab es zu dieser Zeit längst nicht so viele Makler wie heute. Angefangen habe ich eigentlich mit der Vermittlung von Gastronomie.“ Auch wenn das Büro über Jahre hinweg Verkauf und Vermietung angeboten hat, so liegt der Schwerpunkt heute deutlich auf dem Verkauf von Wohnimmobilien, also Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäusern und Grundstücken. „Aber Mietobjekte, ob privat oder gewerblich, vermitteln wir natürlich auch, wenn sie reinkommen.“


In Mutters Spur

Dass Tochter Katharina der Spur ihrer Mutter eines Tages folgen sollte, war keineswegs beabsichtigt. „Aber“, so Katharina Bader-Zellmer, „irgendwie auch eine logische Konsequenz, denn meine Mutter hat mich schon als Kind zu vielen Terminen und Besichtigungen einfach mitgenommen, und so bin ich langsam in die Branche mit großer Begeisterung und Neugier hineingewachsen.“ Nach ihrem Fachabitur ließ sich Katharina zur Immobilienkauffrau IHK ausbilden und verantwortet in der Firma heute u.a. die Bereiche Buchhaltung, Organisation, Werbung und neue Medien. Makeln tut sie natürlich auch. Und das mit voller Leidenschaft.



Kein Platz für Konflikte

Kommt es da nicht manchmal auch zu Konflikten zwischen ihr und ihrer Tochter, wollten wir von Claudia Bader wissen? „Wirkliche Konflikte eigentlich nicht, es sind dann manchmal eher Kleinigkeiten, die zwischen uns zu kurzzeitigen Unstimmigkeiten führen. Aber keiner von uns beiden ist nachtragend, die Sache ist immer schnell aus der Welt geräumt und dann gehen wir Essen und können uns köstlich über uns selbst amüsieren“, gesteht sie mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Abgesehen davon“, räumt Katharina ein, „muss das auch so sein. Schließlich arbeiten wir nicht nur zusammen, wir leben auch zusammen. Zwar in einem Generationenhaus mit zwei separaten Eingängen, aber eben deutlich beieinander. Unstimmigkeiten haben da keinen Platz und die passen auch nicht zu mir und meiner Mutter, dafür stehen wir uns viel zu nah.“ Die Nähe der beiden zeigt sich in vielem. Sie gehen zusammen Essen und Einkaufen, ins Kino und ins Fitnesscenter, unternehmen gemeinsame Ausflüge und Kurzurlaube. Und was sagt Katharinas Mann dazu? „Er kommt damit gut klar, ist ein Familienmensch und er und meine Mutter mögen sich sehr. Passt alles perfekt.“ Die Nähe der beiden zueinander schätzen auch viele Kunden, die in der Regel immer eine von ihnen in die Projekte integriert sehen möchten. „Wir sind im Durchschnitt zu acht in unseren Büros in Starnberg und München, Katharina und ich sowie weitere festangestellte und freie Immobilienmakler mit viel Erfahrung, auch zwei Auszubildende haben wir fast durchgehend bei uns. Aber das immer ein Bader mit auf den Projekten sitzt, ist für unsere Kunden schon sehr, sehr wichtig. Immerhin gehören wir zu den 100% inhabergeführten Maklerfirmen, da ist das anders wie bei den Franchisemaklern. Zuweilen treten wir sogar als Mediatoren auf, insbesondere bei Scheidungen und Erbschaften. Vertrauen in die Personen spielt eine große Rolle in solchen Situationen“, meint Claudia Bader.



Ich liebe sie einfach

Und was schätzt Claudia Bader besonders an ihrer Tochter? „Sie ist zuverlässig, begeisterungsfähig und liebevoll, kann aber manchmal auch ganz schön streng zu mir sein.“

Und umgekehrt? „Meine Mutter ist ein geduldiger Mensch, ausgewogen und leerreich, einfach liebenswert und niemals nachtragend. Sie hat mir Flügel gegeben und hat mich immer schon frei fliegen lassen. Sie ist der wichtigste Mensch in meinem Leben, natürlich neben meinem Mann. Ich liebe sie einfach.“



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